Lange habe ich überlegt, ob ich zu diesem thema hier stellung nehme, doch rumort es in mir so gewaltig, daß meine kindheit, die eben auch durch flucht u. "die nachwehen" sehr stark beeinflußt wurde, wieder hochkommt.
Hier ein einblick -
im telegrammstil ...
als für uns die welt noch in ordnung war....
.... doch danach ging es auch für uns auf die flucht, lagerleben - keine spur von "privatsphäre", wenn ich da nur an den "donnerbalken" denke, ein "langes brett" mit 8-10 öffnungen, so saßen wir ziemlich "un-privat" nebeneinander u. erledigten, was nun mal erledigt werden mußte.
Außerdem waren wir einfach froh, daß es überhaupt etwas zu essen gab, meistens eine suppe, die mehr aus wasser bestand, manchmal dazu etwas brot. Hauptsache, die suppe war noch warm, denn das lager war unbeheizt.
Weiter ging die flucht nach Berlin, wo wir drei kurz bei meiner großmutter unterkamen, doch endlos waren für mich die aufenthalte im luftschutzkeller, mit der angst, dort nie mehr rauszukommen. Wir hatten großes glück .....
Danach ging es weiter nach Niedersachsen, dort wurden wir bei einem bauern einquartiert. Dort ließ man uns täglich wissen, daß wir flüchtlinge sind ...... mit schikanen, die ich schlichtweg unmenschlich fand. Noch heute bewundere ich meine mutter, die wahrhaftig bessere zeiten gesehen hatte, die das alles erduldete - u. DAS von eigenen landsleuten!
Für sie war es selbstverständlich mitzuarbeiten, sei es im stall oder auf dem feld, trotz ihres verkrüppelten arms (sie hatte als kind kinderlähmung); außerdem wurde das auch von der bauernfamilie erwartet! ....... Inzwischen erfuhr sie auch, daß ihr mann im krieg gefallen war ....
WIR waren froh, ein dach über dem kopf zu haben, in einem kleinen zimmerchen, mit einem bett, einem schrank u. einem stuhl, keine 6 qm "groß".
Tja, "willkommenskultur" war damals noch ein fremdwort, wir mußten unsere "überlebenslücke" unter schwierigsten umständen selbst suchen -
"und siehe da, wir leben!"